Immer mehr Katholiken engagieren sich für Flüchtlinge

Im Bistum engagieren sich derzeit weit mehr als 1000 ehrenamtliche Helfer für Flüchtlinge. Hinzu kommen viele weitere hauptamtliche Kräfte von Kirche und Caritas. Der Flüchtlingsfonds des Bistums wird aufgestockt, weitere Anträge sind möglich.

Weit mehr als 1000 Ehrenamtliche

Mit der Zahl der Flüchtlinge nimmt im Bistum Essen auch das Engagement katholischer Christen und Einrichtungen für die Hilfesuchenden aus aller Welt immer weiter zu. Das geht aus einer vorläufigen Dokumentation für die Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz hervor, die in dieser Woche in Fulda tagt. So engagieren sich im Ruhrbistum mittlerweile weit mehr als 1000 Männer und Frauen ehrenamtlich in Hilfsprojekten von Pfarreien oder katholischen Verbänden wie der Caritas. „Mich beeindruckt diese enorme Dynamik, mit der Gruppen und Einzelpersonen aus unseren Gemeinden, Verbänden und Einrichtungen auf den zunehmenden Bedarf an Hilfe für Flüchtlinge reagieren“, sagte der Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, zu dieser Zwischenbilanz. Zu den ehrenamtlichen kommt eine wachsende Zahl hauptamtlicher Kräfte vor allem im Bereich der Caritas, die sich professionell in die Beratung und Betreuung von Flüchtlingen einbringen. Auch verschiedene pastorale Mitarbeiter sind nun fast ausschließlich für die Flüchtlingshilfe im Einsatz. „Ich danke allen, die sich in den verschiedensten Bereichen unserer Kirche dafür einsetzen, dass wir diejenigen willkommen heißen, die jetzt aus Krieg, Not und Elend zu uns kommen“, so Pfeffer.

Wo vorhanden, stellen Kirchengemeinden, Orden und das Bistum den Kommunen geeignete Wohnungen für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung. Zudem ist der 250.000-Euro-Flüchtlingsfonds, den das Bistum im Frühjahr zur Unterstützung ehrenamtlicher Hilfsprojekte aufgelegt hatte, bereits zu rund zwei Dritteln ausgeschöpft. Deshalb wird er in Kürze aufgestockt.

Unterbringung und Räumlichkeiten

Als noch recht junges Bistum verfügt die Kirche zwischen Rhein, Ruhr und Lenne über keinen großen Gebäudebestand. Zudem kommen leerstehende Kirchengebäude aufgrund von gesetzlichen Vorgaben für die Unterbringung von Flüchtlingen nicht in Frage. Sowohl das Bistum als auch einzelne Pfarrgemeinden haben aber den Städten und Kreisen bereits Wohnungen und Häuser angeboten, um dort Flüchtlinge unterzubringen. So werden in Kürze in einem Einfamilienhaus des Domkapitels auf dem Gelände der Bistumsverwaltung in Essen ein bis zwei Flüchtlingsfamilien ein Zuhause finden. Auch die Essener Innenstadt-Pfarrei St. Gertrud hat der Stadt bereits Wohnungen für Flüchtlinge bereitgestellt. In Mülheim wird die Stadt in Kürze rund 100 Flüchtlinge im Pastor-Jakobs-Haus unterbringen, einer Immobilie des Bistums, in der bis zum Sommer das Institut für Lehrerfortbildung seinen Sitz hatte. Durch Vermittlung sowie durch eigene Angebote vieler Pfarrgemeinden konnten den Kommunen zudem rund 150 private Wohnungen für die Flüchtlingsunterbringung vermittelt werden.

Auch über die reine Unterbringung hinaus werden immer mehr kirchliche Gebäude für die Flüchtlingshilfe genutzt. Neben Gemeindeheimen, die zeitweise Räume für Sprachunterricht und andere Treffpunkte anbieten, wurde beispielsweise das frühere Gemeindezentrum St. Barbara in Essen mittlerweile in ein vielfältiges Flüchtlingszentrum umgebaut, in dem neben einem Möbellager auch Deutschkurse und Beratungsangebote untergebracht sind. Und die Oberhausener St. Michael-Kirche wurde kurzerhand zu einem Kleiderlager, in dem die zahlreichen Spenden der Mitbürger sortiert und neu verpackt werden – in dem aber zwischen Hosen, Pullis und Mänteln auch nach wie vor die wöchentliche Samstagabend-Messe gefeiert wird.

Ehrenamtliches Engagement

Mit viel Kreativität und Flexibilität reagieren Ehrenamtliche überall im Bistum Essen auf den wachsenden Bedarf in der Flüchtlingshilfe. Ständig entstehen neue Angebote und Initiativen: Kleiderkammern werden neu eingerichtet, ausgebaut oder erhalten „Filialen“ an neu entstehenden Erstaufnahme-Einrichtungen. Schulmaterial-Ausgaben oder die Aktion „Spende deine Tonne“ von „Youngcaritas“ helfen zunehmend auch Flüchtlingsfamilien. Es gibt Willkommensfeste, Sportangebote und regelmäßige „Erzählcafes“, um den Austausch zwischen Flüchtlingen und Deutschen zu fördern. Außerdem unterstützen ehrenamtliche Möbelbörsen die Flüchtlinge, die nach Bewilligung ihres Asylantrags in eine Wohnung ziehen. Gerade das Einsammeln und Verteilen von Sachspenden erfordert einen hohen Personalaufwand, ist aber auch ein Engagement, in das sich auch Flüchtlinge selbst mit einbringen können – so wie bei der Caritas Flüchtlingshilfe Essen.

Neben ersten Hilfen für neu ankommende Flüchtlinge konzentriert sich gerade die ehrenamtliche Hilfe von Pfarrgemeinden und Caritas-Verbänden zunehmend auf eine längerfristige Betreuung und Integration der Menschen. So bieten Lehrerinnen und Lehrer Deutsch-Kurse an, andere Ehrenamtliche begleiten Flüchtlinge im Rahmen einer Familienpatenschaft oder helfen beim Umzug in eine eigene Wohnung.

In vielen Fällen ist das ehrenamtliche Engagement katholischer Einrichtungen Teil eines größeren bürgerschaftlichen Engagements, das mal von christlichen, mal von anderen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird und bei dem kulturelle oder religiöse Grenzen kaum eine Rolle spielen – so haben sich zum Beispiel mehrere Sportvereine und eine türkische Gemeinde dem Engagement katholischer Gemeinden angeschlossen.

Interessant aus Sicht der Kirche: In der Flüchtlingshilfe engagieren sich zahlreiche Christen, die sich zuletzt oft nur wenig am Leben ihrer Gemeinde beteiligt haben. Viele von ihnen finden in den neuen Projekten der Kirche für sie passende Ehrenämter, die sie mit Eifer und Tatkraft übernehmen.

Professionelle Kräfte

Neben den ehrenamtlichen Helfern prägen auch viele hauptberufliche Expertinnen und Experten in Caritas oder den Pastoralteams vor Ort das Gesicht der katholischen Flüchtlingshilfe im Bistum Essen. Da gibt es etwa Klaus Peter Bongardt und Schwester Martina Paul im sozialpastoralen Zentrum St. Peter in Duisburg-Hochfeld oder Diakon Winfried Rottenecker, der in der Essener Innenstadt Deutschkurse und Kleiderkammern betreut und den Kontakt zum Beispiel zu den syrischen Gemeinden hält. Da sind aber auch Dutzende Fachberater und Betreuer, die in verschiedenen Einrichtungen der Caritas Flüchtlingen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Mehr als 900.000 Euro wendet die Caritas hier pro Jahr für Personal- und Sachkosten auf, für die es keine öffentliche Förderung gibt.

Neben der direkten Unterstützung von Flüchtlingen werden jedoch auch zunehmend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigt, um das wachsende ehrenamtliche Engagement professionell zu koordinieren.

Unterstützung

Neben den großen personellen und finanziellen Anstrengungen für die Flüchtlingshilfe, die derzeit alle Ebenen der katholischen Kirche leisten, hat das Bistum Essen bereits vor rund einem halben Jahr einen eigenen Fonds in Höhe von 250.000 Euro aufgelegt, um insbesondere ehrenamtliche Projekte der Flüchtlingsarbeit zu unterstützen. Rund 160.000 Euro sind bereits in eine Vielzahl hilfreicher Initiativen investiert worden, weitere 90.000 Euro können noch abgerufen werden. Zudem wird das Bistum den Flüchtlingsfonds in Kürze aufstocken.

Neben den finanziellen Hilfen haben Bistum und Caritas eine Broschüre veröffentlicht, die Ehrenamtlichen die Grundlagen der Arbeit mit Flüchtlingen erläutert. Sie wird derzeit überarbeitet, den aktuellen Bedingungen angepasst und neu aufgelegt. Zudem gibt es mittlerweile eine eigene Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche mit dem Titel „Fit für Flüchtlinge“. (tr)

Pressestelle Bistum Essen

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