von Cordula Spangenberg

„Hier bin ich.“

Robert Hilger aus Essen-Katernberg wurde von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Essener Dom durch Handauflegung und Gebet zum Priester geweiht.

"Hier bin ich.“ Mit dieser Antwort zeigte der Essener Priesteramtskandidat Robert Hilger zu Beginn der Feier seiner Weihe am Freitagabend öffentlich seine Bereitschaft, ein außergewöhnliches Amt anzutreten, in dem er Menschen auf ihrem Glaubensweg begleiten wird. Bischof Franz-Josef Overbeck weihte Hilger im vollbesetzten Essener Dom und im Beisein von rund 50 Klerikern. Hilger, der 1989 in Essen-Katernberg geboren wurde und in Bochum und Innsbruck Theologie studierte, war zuletzt als Diakon in der Pfarrei St. Georg, Essen-Heisingen tätig. Seine erste Einsatzstelle als Kaplan tritt Robert Hilger zum Juni 2016 in der Bochumer Pfarrei Liebfrauen an; dort werden seine Arbeitsschwerpunkte in der Gemeinde Liebfrauen in Bochum-Altenbochum-Laer liegen.

Dass eine Priesterweihe auch im Jahr 2016 als besonderes Ereignis wahrgenommen wird, zeigte der Dom voller mitfeiernder Katholiken, die sich ganz offenkundig in der Liturgie zu Hause fühlten und vernehmlich und sicher mitsangen. Blumen, Weihrauchduft und Messgewänder, Handauflegung und stilles Gebet, moderne und gregorianische Gesänge, die musikalische Gestaltung durch den Mädchenchor am Essener Dom und den Domorganisten Sebastian Küchler-Blessing: Elemente wie diese sprechen die Sinne an und lassen auch den Außenstehenden spüren, dass die Weihe eines Priesters eine besondere Stunde im Leben der katholischen Kirche ist.

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck weihte den Kandidaten durch Handauflegung und Gebet nach einem sehr alten Ritus, wohl wissend, dass Hilger sein Priesteramt unter gänzlich anderen Voraussetzungen wird ausfüllen müssen als die Priestergenerationen des 20. Jahrhunderts, nämlich „in einer Welt, in der wir inhaltlich die Schönheit des Glaubens wie auch formal und strukturell eine neue Form des Kircheseins entwickeln müssen“, sagte der Ruhrbischof in seiner Predigt. Man befinde sich heute nicht nur in der Kirche, sondern auch in Politik und Gesellschaft in einer völlig neuen Lage. Es gehe nicht einfach um Finanz-, Wirtschafts- und Personalfragen, sondern um einen Mentalitätswechsel, vor dessen Hintergrund der Neupriester Hilger eine Kirchengemeinde nicht nur verwalten müsse, sondern geistlich zu leiten habe.

Der Weiheakt selbst ist bei aller sorgfältigen Einhaltung des alten Ritus ein emotionaler Moment: Der Weihekandidat trat aus dem Kirchenraum der Gemeinde hinauf zum Bischof mit den Worten: „Ich bin bereit“. Zur Allerheiligenlitanei – einem uralten Wechselgesang, in dem neben den altbekannten Heiligen der Kirche auch moderne Heilige und Selige wie Papst Johannes Paul II. oder Oscar Romero, Erzbischof von Salvador, genannt werden – wandte der Bischof sich dem Altar zu, während der Weihekandidat sich als Zeichen seiner Hingabe an Gott ausgestreckt zu Boden legte. Dann legte Overbeck seinem neuen Priester in schweigendem Gebet die Hände auf. Die rund 50 anwesenden Priester schlossen sich ihm an, um die Aufnahme des Neupriesters in ihre Gemeinschaft zum Ausdruck zu bringen, während die Kirchenglocken zu läuten begannen und das Geschehen aus dem Dom in die Stadt hinaus trugen.

Das lange, gesungene Weihegebet des Bischofs wurde bestätigt durch das gesungene „Amen – so sei es“ der Anwesenden. Hilger legte sein Messgewand an, seine geöffneten Hände wurden mit dem geweihten Chrisamöl gesalbt und nahmen Brot und Wein in Empfang, bevor er zum ersten Mal die Eucharistie – das Abendmahl, die Mitte des katholischen Glaubenslebens – als Priester mitfeierte. Und Robert Hilger lächelte, als er zum Altar trat.

Predigt Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck im Wortlaut:

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