von Thomas Rünker

Heimatfilm-Abend in der „Wolfsburg“

Katholische Akademie in Mülheim zeigte am Freitagabend „Junges Licht“ und lud zur Diskussion mit Regisseur Adolf Winkelmann und dem Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung, Ludwig Ladzinski, ein.

"Keine Bergbau-Technik-Doku"

Wenn sich eine Region mit dem Begriff Heimat so schwer tut wie das Ruhrgebiet, kommt man ihr kaum mit einem Heimatfilm konventioneller Güte nahe. Mit der Verfilmung des Romans „Junges Licht“ von Ralf Rothmann hat der passionierte Ruhrpott-Filmer und –Regisseur Adolf Winkelmann im Mai einen Alternativentwurf vorgelegt. Am Freitagabend zeichnete die katholische Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim mit diesem Film auf der Leinwand das Arbeiterleben im Ruhrgebiet der 1960er Jahre nach – und lud anschließend zum Gespräch mit Winkelmann und dem langjährigen Bergmann, RAG-Betriebsrat und heutigen Kuratoriumsmitglied der RAG-Stiftung, Ludwig Ladzinski.

„Junges Licht“ dreht sich um den 12-jährigen Bergarbeiter-Sohn Julian und seine zaghaften Kontakte zum Erwachsenenleben. Auch wenn der Film unter Tage und mit dem Steigerlied beginnt, sei „Junges Licht“ „keine Bergbau-Technik-Doku“, meint Ladzinski gleich zu Beginn der Diskussion ein wenig lakonisch. Es gehe „um die Nachkriegszeit im Ruhrgebiet. Da braucht man nicht aus dem Bergbau zu kommen, da kann sich jeder in der ein oder anderen Szene wiederfinden“, sagt Ladzinski. Wenn das ein Kriterium für Heimatfilme ist, hat Winkelmann offenbar die richtige Geschichte erzählt – im „Wolfsburg“-Publikum melden sich gleich mehrere Zuschauer aus der Nachkriegsgeneration, die die Szenen aus „Junges Licht“ ausschmücken oder gleich weitererzählen konnten. Und auch Ladzinski gibt zu, dass ihm Kochlöffel wie das beim massiven Einsatz auf Julians Lederhosenboden zerbrochene Modell im Film ebenso wenig fremd waren wie Kinder-Lederhosen.

Dass das Attribut „Heimatfilm“ nicht etwa von Filmkritikern stammt, sondern von Beginn an Teil des Konzepts war, macht Winkelmann deutlich: „Mir ging es wirklich darum, einen Heimatfilm zu machen und meine Liebe zum Ruhrgebiet auszudrücken.“ Der in Dortmund aufgewachsene Winkelmann hat das Ruhrgebiet schon in den 1980er Jahren in „Die Abfahrer“ oder „Jede Menge Kohle“ in Szene gesetzt. Heute attestiert er dem Ruhrgebiet eine besondere „Sehnsucht nach Heimat“. „Unser Großväter haben sich doch alle erst hier getroffen“, sagt er mit Blick auf die massive Zuwanderung seit dem Beginn der Industrialisierung, die aus der einstigen Ansammlung kleiner Dörfer und Städte binnen Jahrzehnten die heutige Metropolregion entstehen ließ.

Eine Region, deren Heimatgefühl durch den Strukturwandel vor immer neuen Herausforderungen steht, wie Winkelmann betont. Auch aus diesem Grund hat die „Wolfsburg“ den Film-Abend zum Auftakt eines neuen Projektes erklärt, mit dem die Akademie das Ende des Ruhrbergbaus und seine Auswirkungen auf die Region in den Blick nimmt. „Glückauf Zukunft! Aus Herkunft Zukunft leben“ ist der Titel der für 2017 geplanten und von der RAG-Stiftung geförderten Veranstaltungsreihe. „Der Film zeigt Ursachen, die uns auch in dem Projekt beschäftigen werden, etwa beim Thema Generationengerechtigkeit“, erläutert „Wolfsburg“-Referent Martin Schröder. So möchte das Projekt junge Leute mit denen zusammenbringen, die das Ruhrgebiet mit ihrer Arbeit und ihrem Leben geprägt haben. „Die Generationen haben unterschiedliche Ansichten“, sagt Schröder und verweist auf das im Film häufig dargestellte Thema Kindererziehung. „Eine Frage wird sein: Worauf können wir uns gemeinsam verständigen?“, so Schröder.

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