„Gott ist nicht weltlos und die Welt nicht gottlos“

Trotz steigender Mobilität und Ortsunabhängigkeit sehnen sich nach Ansicht von Weihbischof Franz Vorrath die Menschen nach Beheimatung und Verortung. "Wo bist Du?" - das sei eine häufig gestellte Frage bei Handygesprächen. Die Antwort auf die Frage "Wo bist du, Gott?" erhielten Christen immer wieder neu am Fest Christi Himmelfahrt.

Predigt von Weihbischof Franz Vorrath am Fest Christi Himmelfahrt

Im Zuge globaler Vernetzung und ständig steigender Mobilität wächst nach Ansicht des Essener Weihbischofs Franz Vorrath die Sehnsucht der Menschen nach „Verortung und Beheimatung“. Auf Zugreisen begegne ihm immer ein bemerkenswertes Phänomen: „Irgendwo klingelt immer eines dieser zivilisatorischen Verbindungsgaranten, das Handy. Fast immer fällt dabei die eine und die gleiche Frage: Wo bist du?“, so der Weihbischof in der Predigt am Festtag Christi Himmelfahrt im Essener Dom. Dieses banale „Wo bist du“ der Handygespräche weise auf ein tiefer liegendes Bedürfnis hin: „Das Bedürfnis nach einem zuverlässigen Koordinatensystem, das Bedürfnis nach einer Konstanten in einer unübersichtlichen Welt“.

„Wo bist du?“ – das hätten sich sicherlich auch die Begleiter Jesu, die Jünger, bei dessen Himmelfahrt gestellt. Sie hätten sich sicherlich gefragt, wie es denn ohne Jesus weitergehen solle. Doch in ihren Ohren habe der Satz Jesu nachgeklungen: ‚Siehe, ich bin bei euch bis ans Ende der Welt‘.

Die heutigen Menschen, ob in Kirche, in Gesellschaft oder Politik, seien mobile Menschen. „Angesichts von Stagnation und Stillstand an vielen Stellen spüren wir, dass auch wir uns auf den Weg machen und aufbrechen müssen“, betonte Vorrath. Aufbrüche und neue Wege würden aber immer auch etwas Gegensätzliches in sich bergen. „Einerseits die Hoffnung auf ein neues, besseres Leben. Dann aber gleichzeitig auch die Angst vor Ungewissem, Unplanbarem und Unvorhersehbarem“, so der Weihbischof. So mancher spüre,  dass beispielsweise sein Leben, sein Beruf, seine Ehe oder die Beziehung zu den Kindern anderes aussehen müsste. „Doch die gewaltige und erdrückende Schwerkraft unserer eingeschliffenen Gewohnheiten presst uns in unsere Fernsehsessel. Eingespieltes und Bekanntes fesselt uns und macht uns bewegungsunfähig“, sagte der Weihbischof. Es gebe dann auch das Empfinden: alleine schaffe ich das nicht.

Da sei es gut, auf die Frage „Wo bist du, Gott?“ die Antwort zu kennen. „Bei allem, was wir tun, lässt uns Gott nicht alleine, lässt er uns nicht im Stich“, unterstrich Vorrath. Deshalb gelte: „Gott ist nicht weltlos und die Welt ist nicht gottlos.“ Genau das erführen Christen immer wieder neu am Fest Christi Himmelfahrt. (do)


Predigt von Weihbischof Franz Vorrath

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