Gefängnisseelsorge im Land seiner Seelenverwandten

Im Februar macht sich der Essener Priester Norbert Nikolai auf den Weg nach Peru. Als Gefängnisseelsorger wird er in dem größten und berüchtigtsten Männergefängnis Lateinamerikas arbeiten. Seelsorge in einer extremen Situation: in dem Gefängnis sind rund 21.000 Männer untergebracht, vom Dieb bis hin zu Mördern und Vergewaltigern.


Pastor Norbert Nikolai zieht es vom Ruhrbistum nach Peru

Seine Liebe zu Peru und den Menschen, die in diesem Land Lateinamerikas leben, kommt nicht von ungefähr. Pastor Norbert Nikolai ist seit seiner Jugend in der Bochumer Gemeinde St. Elisabeth im engen Kontakt zu dem lateinamerikanischen Land und seiner Bevölkerung. Seitdem er von 1999  bis 2004 als Pfarrer des Provinzdorfes „Pausa“ in den südlichen Anden Perus gearbeitet und gelebt hat, verbindet ihn eine „tiefe Seelenverwandtschaft mit den Menschen“. Bis Oktober diesen Jahres war Pastor Norbert Nikolai fünf Jahre lang in der Gemeinde St. Joseph in Essen-Katernberg tätig, im kommenden Februar macht er sich wieder auf den Weg nach Peru.

„Diesmal werde ich in der Gefängnisseelsorge arbeiten. In einem Männergefängnis in der Großstadt Lima, im Stadtteil Lurigancho“, beschreibt Nikolai kurz seine Aufgabe. Hier unterstützt er Schwester Eva, die die Gefängnisseelsorge  in dem größten und berüchtigtsten Männergefängnis Lateinamerikas leitet. „Das Gefängnis wurde vor 40 Jahren für 1800 Insassen gebaut und beherbergt heute rund 11.000 Männer in 21 Gefängnistrakten“, beschreibt der zukünftige Gefängnisseelsorger seinen neuen Arbeitsplatz. „Hier finden sich die Menschen, die in diesem Land am letzten Glied der Kette aus Armut und Gewalt stehen. Es sind Diebe, Mörder, Vergewaltiger, Entführer und alle, die die peruanische Gesellschaft am liebsten vergessen würde, die in ihren Familien verschwiegen werden, für die ein korruptes Rechtssystem nur sporadisch Aufmerksamkeit hat“, führt Norbert Nikolai weiter aus. Angst vor der neuen Aufgabe habe er nicht. Er sei nicht allein, sondern arbeite in einem Team, nicht zuletzt das gebe auch Sicherheit, so der Priester.

Selbst in dieser rauhen Gefängniswelt habe die katholische Kirche einen guten Stand. So ist in einer der 21 Gefängnisbaracken die katholische Kirche mit ihrem Angebot untergebracht.  Für die Gefangenen gibt es hier ein Hospital, eine Apotheke, eine Bücherei. „Besonders wichtig sind die angebotenen Kurse zur Stärkung des Selbstwertgefühls, zur Gewaltsituation in den Familien sowie das kirchliche Drogentherapiezentrum ANDA“, so Pastor Nikolai. Der 45jährige Priester wird hier ab Februar mit einigen ehrenamtlichen Helfern sowie auch ehemaligen Gefangenen arbeiten. 

Nikolai fährt nicht auf „blauen Dunst“, er weiß, worauf er sich einlässt. Im vergangenen Sommer war er zwei Wochen in dem peruanischen Männergefängnis als Praktikant an der Seite von Schwester Eva unterwegs und konnte erste Eindrücke sammeln. Wenn Norbert Nikolai sich am 3. Februar 2010 auf den Weg nach Peru macht, denkt er nicht an eine mögliche Rückkehr. Er hat seinen Hausstand aufgegeben, sein momentaner Besitz passt in wenige Umzugskartons. „Ich habe niemandem versprochen zurückzukehren.“ Bei all seiner Freude auf die neue Aufgabe und die Herausforderungen, die ihn in Peru erwarten, weiß er, dass er auch Dinge vermissen wird. „Dazu zählen neben kulturellen Angeboten auf jeden Fall einige intensive Freundschaften. Auch meine Mutter, die in Bochum lebt, werde ich nur per Internet hören und sehen“, bedenkt der 45jährige.

Seine Liebe zu Peru möchte Pastor Nikolai in den letzten Wochen, die er noch im Ruhrbistum Zuhause ist, an möglichst viele Menschen weitergeben. Seine Eindrücke und Erlebnisse, nicht zuletzt auch die der zwei Wochen in dem Männergefängnis, gibt er im Rahmen verschiedener Vorträge weiter. Mit Laptop, Beamer und ganz vielen Geschichten ist der gebürtige Bochumer in Gemeinden und Missionskreisen zwischen Rhein und Lenne unterwegs. Außerdem plant Nikolai einen regelmäßigen Rundbrief „Neues aus Peru“.  Jeder, der Interesse hat, kann auf diesem Weg jede Menge aus Peru und von dem - von Pastor Nikolai gegründeten - Hilfsfond „Regenbogen“ erfahren. Der Rundbrief kann angefordert werden unter nikolainn@gmx.de.

Unter dem Motto „Aussteigen aus Frust? oder Umsteigen aus Liebe?“ ist Pastor Norbert Nikolai am Donnerstag, 17. Dezember, um 19.30 Uhr zu Gast im Medienforum des Bistums Essen. Vor dem Hintergrund des „Aussteigens oder Umsteigens“ erzählt Nikolai an diesem Abend von seiner Entscheidung, erneut nach Peru zu gehen, und seiner Liebe zu dem lateinamerikanischen Land und seinen Menschen.(dr)

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