Experten: Caritas muss stärker in Gemeinden beheimatet sein

Über die Herausforderungen, die soziale Nöte für katholische Gemeinden und die Caritas mit sich bringen, haben sich Vertreter des Deutschen Caritasverbandes (DCV) und Theologen auf dem Mannheimer Katholikentag auseinandergesetzt. Darunter auch der Essener Weihbischof Ludger Schepers.

Podiumsdiskussion auf dem Katholikentag zum Thema Caritas


Über die Herausforderungen, die soziale Nöte für katholische Gemeinden und die Caritas mit sich bringen, hat am Freitag, 18. Mai 2012, ein Podium aus Vertretern des Deutschen Caritasverbands (DCV) und Theologen auf dem Mannheimer Katholikentag diskutiert. Mit dabei war auch der Essener Weihbischof Ludger Schepers.


Ein Beispiel für erfolgreiche, aber auch ungewöhnliche Sozialarbeit ist die Gemeinde von Pfarrer Franz Meurer aus Köln. Er arbeitet in einem Problemviertel. „Wir haben 76 Prozent Kinder mit Migrationshintergrund“, erzählt der Ehrenbürger der Stadt Köln. Bewerbungshilfe, Stapler-Führerscheine, Kindergeburtstage oder sogar Seminare zu Sexualkunde für Jugendliche: In Meurers Pfarrgemeinde werden neuartige Lösungen gefunden. Aber gehen diese Jugendlichen denn auch zur Kirche, will eine Besucherin aus dem Publikum wissen. „Jeder soll sich als Kind Gottes begreifen“, antwortet der Geistliche. „Es soll sich im Kopf etwas ändern, und dann kommt die Seele irgendwann nach.“


Soziale Einrichtungen der Caritas sollten sich auch als Teil der Kirchengemeinden sehen, fordert Caritas-Präsident Dr. Peter Neher aus Freiburg. „Dort, wo der Dienst am Menschen gelebt wird, dort ist Kirche“, sagt der Caritaspräsident. Nach seinen Worten ist die Caritas nicht genügend in die Gemeinden eingebunden. Ähnlich sieht es auch der Religionssoziologe Michael Ebertz. „Es muss eine Kopplung zwischen den sozialen Diensten und der Liturgie stattfinden“, unterstreicht der Freiburger Professor. Abhilfe schaffen könne da eine bessere Netzwerkstruktur in der Kirche. „Man muss auch eine Beerdigung in einem katholischen Kindergarten anmelden können“, erläutert Neher die Idee. Jedes Glied des Netzwerkes müsse ansprechbar sein oder die Hilfsbedürftigen an die richtige Stelle vermitteln.


Der Mannheimer Pfarrer Lukas Glocker erlebt eine zunehmende Vereinsamung der Menschen. Insbesondere Großgemeinden, die in vielen Bistümern durch Gemeindezusammenschlüsse entstanden sind, stehen vor der schwierigen Aufgabe, für hilfsbedürftige Bürger da zu sein. „Die heimliche Not wird immer größer“, sagt Glocker. Der Essener Weihbischof Ludger Schepers pflichtet ihm bei. Soziale Not gebe es überall, auch in ländlichen und scheinbar gutbürgerlichen Pfarrgemeinden. Deshalb müssten alle Aktiven in der Pfarrei bei Problemen ansprechbar seien, nicht nur der Pfarrer. (Katholikentag/ms)

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