Eine alte Tradition setzt ein Zeichen für Integration

Der Nikolaus der Amigonianer in Gelsenkirchen-Feldmark besucht auch muslimische Familien und setzt damit ein Zeichen für Integration.

Der Nikolaus der Amigonianer in Gelsenkirchen-Feldmark besucht auch muslimische Familien.  

Wenn der heilige Nikolaus durch Gelsenkirchen-Feldmark zieht, besucht er auch muslimische Familien. An diesem christlichen Brauch auch Kinder anderer Religionszugehörigkeit teilhaben zu lassen, ist für das Team des Jugendtreffs der Amigonianer an der Aldenhofstraße seit über 25 Jahren selbstverständlich. Denn auch im Alltag des Jugendtreffs wird nicht nach Herkunft der jungen Besucher unterschieden, die an Gruppenstunden und Ferienprogrammen teilnehmen, Hilfe bei Hausaufgaben oder beim Berufsstart bekommen sowie Beratung in allen Problemen ihres Lebens. In diesem Jahr 2015 - dem Jahr des Flüchtlingsstroms nach Deutschland – setze die Nikolaus-Tradition in Feldmark jedoch ein besonderes Zeichen gegen Fremdenhass und für die Integration von Flüchtlingen und Zuwanderern, findet Michael Niehaus, Leiter des Jugendtreffs.

So klingelt der Nikolaus also kurz vor dem Festtag des Heiligen am 6. Dezember ganz in der Nähe des Jugendtreffs in der dritten Etage eines Hauses. Hier wohnt die libanesische Familie Mohamad. Sie hat dem Nikolaus zuvor heimlich ein paar kleine Informationen zu den anwesenden Kindern zugesteckt und bittet ihn nun herein ins Wohnzimmer.

Der große Bruder Hussein ist zwar schon raus aus dem Nikolaus-Alter, aber er erinnert sich noch gut an frühere Besuche des Nikolauses der Amigonianer: „Ich hatte früher mehr Angst vor dem Goldenen Buch als vor dem Zeugnis.“ Angst braucht heute niemand mehr zu haben vor dem Mann mit der Mitra und dem Bischofsstab. Kleine Ärgerlichkeiten sind zwar in seinem Buch vermerkt, etwa dass die dreijährige Layal beim Spielen manchmal ihren Bruder Jusef haut, oder das Rayan (2) gelegentlich am Essen herummäkelt. Vor allem aber geht es dem Nikolaus um die Vorlieben der Kinder, seien sie erst zwei oder schon 14 Jahre alt: Malen, Fußball und Tischtennis spielen, zur Mädchengruppe gehen. Und die erst einjährige Jasmin sei einfach nur „ein kleines süßes Mädchen“, sagt der Nikolaus. Nach der kleinen „Predigt“ kommt die Hauptsache: Der Nikolaus beschenkt jeden mit Gaben aus seinem Geschenkesack.

Familie Mohamad und ihre serbischen, türkischen, italienischen, polnischen und deutschen Nachbarn wissen, dass der Jugendtreff der Amigonianer christlich ausgerichtet ist. Der 1889 in Spanien gegründete Orden hat es sich zur Aufgabe gemacht, benachteiligten Kindern und Jugendlichen Lebenshilfe zu geben. Vor diesem Hintergrund bieten die Amigonianer im Gelsenkirchener Jugendtreff auch offene Bibelarbeit an. Dabei gehe es, erklärt Jugendtreff-Leiter Michael Niehaus, vor allem um Wertvermittlung, nicht darum, für den christlichen Glauben zu werben. Und auf dieser Basis könnten auch Teilnehmer verschiedener Religionen gut miteinander ins Gespräch kommen. (cs)

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