„Ein lebendiges Christsein mitten in der Welt leben“

Ein lebendiges katholisches Christsein mitten in der Welt zu leben, dazu rief Bischof Overbeck beim Tag der Priester und Diakone in Essen auf. Für eine "Kirche des Staunens" und eine neue Sprache des Glaubens warb der Bochumer Pastoraltheologe Professor Sellmann in seinem mit viel Beifall bedachten Vortrag.



Ruhrbischof Overbeck beim Tag der Priester und Diakone

„Die Kirche gibt es, um Menschen mit Gott in Berührung zu bringen“, das unterstrich  Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck beim Tag der Priester und Diakone im Bistum Essen. Es gehe darum, „neu sprachfähig zu werden“ und nicht in „Verteilungskämpfen“ stecken zu bleiben, um das bisher Gewohnte zu halten. Bei aller verständlichen Trauer über den Abschied von Gewohntem müsse der Blick nach vorne gerichtet werden. Die Kirche im Bistum Essen habe eine Sendung, die alle gesellschaftlichen Lebensbereiche betreffe, die nicht nur die getauften und gefirmten bekennenden Christen einschließe, sondern auch die Getauften, die in Sympathie mit der Kirche verbunden seien, sowie alle, die nach Sinn  und Orientierung suchten. Dabei gehe es um die jeweiligen Lebenswelten der Menschen, „denen wir die Botschaft des Evangeliums zu sagen und vorzuleben haben, und zwar nicht in jeweils aufgesplitterten, nur millieubezogenen Seelsorgestrukturen, sondern so, dass bei aller Unterschiedlichkeit eine Vielfalt zum Vorschein kommt, die Verbundenheit in der Einheit einschließt“, betonte der Bischof.

Er rief dazu auf, „mit Geduld und Liebe zur Wirklichkeit und Wandlungsfähigkeit“ ein lebendiges katholisches Christsein mitten in der Welt zu leben. Die Familienkampagne „Bindung macht stark“ sei im vergangenen Jahr ein gutes Beispiel gewesen, wie dies auf Dauer gelingen könne, „nämlich Seelsorge an Themen orientiert durch Prozesse zu gestalten, an denen Viele in bewährten und auch neuen Vernetzungen beteiligt sind“, so Overbeck. Die Kirche im Bistum Essen sei „ein wichtiger Integrationsort für Familien sowohl im gelungenen wie auch im misslingenden Alltag“ und werde durch Schwerpunktsetzungen in den Familienzentren die Kampagne fortsetzen.

Mit Blick auf das Jahr 2013 ermutigte der Bischof dazu, sich auch weiterhin engagiert in den Dialogprozess „Zukunft auf Katholisch“ einzubringen. Bis zum Sommer gehe es in den Bistumsforen um die Themen „Sorge um den Nächsten“ (26. Januar in Duisburg), „Wie feiern wir Gott?“ (13. April in Hattingen) „Glaubensweitergabe in der Welt“ (1. Juni in Lüdenscheid). „Ein großer und mutiger Neuaufbruch in eine gute gemeinsame Zukunft mit Gott, berührt durch ihn und berührbar für die Menschen, das ist unser Auftrag“, betonte Overbeck.


Zu einer staunenden Kirche werden

Dass das Evangelium nicht der Kirche allein gehöre, sondern ein „Geschenk an alle“ sei, das unterstrich der  Bochumer Pastoraltheologe Professor Dr. Matthias Sellmann. In seinem mit viel Beifall bedachten Vortrag zum Thema „Die große Chance: Das Christsein von denen her entdecken, denen wir es sagen wollen“ rief er dazu auf, zu einer „Kirche des Staunens“ zu werden. „Es geht darum, nicht eine Kirche zu sein, die sich selber feiert, sondern staunend mit anderen Menschen in die Welt zu blicken, in der sich etwas zeigt, in der die Kraft des Glaubens schon da ist“, betonte Sellmann. Es komme darauf an, „etwas zum Laufen zu bringen“, was andere zum Staunen bringe. Dabei sei es wichtig, eine neue Sprache des Glaubens zu erlernen, eine Sprache, die auch Nichtchristen verstehen könnten. Das veranschaulichte er an einem Werbeclip einer Jobbörse und dem Musikvideo zum Song „Ja“ der Band „Silbermond“. 

In seiner Begrüßung hatte der Essener Stadtdechant, Pfarrer Dr. Jürgen Cleve, zuvor darauf hingewiesen, dass alles seine bestimmte Zeit habe. Nichts bleibe von Veränderungen ausgeschlossen. „Das gilt auch für die Pastoral und ihre sich immer wandelnden Formen“, so Cleve. Der Dialogprozess zeige, dass man auf einem guten Weg sei. Auf der anderen Seite stimme es sorgenvoll, dass es im Ruhrbistum in diesem Jahr keine Priesterweihe gebe. „Das zeigt auch, dass ein Nachdenken über die Form, in der das Priesteramt der Kirche dienen kann, weiterhin notwendig ist“, betonte der Stadtdechant. (do)


Ansprache von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck

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