Die Wahrheit in Liebe tun

Vor 15 Jahren - am 15. Februar 2001 - starb der Essener Weihbischof Wolfgang Große. "Was man ist, verdankt man anderen", war der außerordentlich beliebte Weihbischof überzeugt.

Vor 15 Jahren starb der Essener Weihbischof Wolfgang Große

Er war kein Mann der großen Gesten und Worte. Vielmehr besaß er die liebenswürdige Fähigkeit, sich als Person und Mensch zurückzunehmen. „Was man ist, verdankt man anderen", war Weihbischof Wolfgang Große überzeugt. Und: „Nichts ist ohne Gott." Auf diese priesterliche Bescheidenheit gründete seine außerordentliche Beliebtheit. Dazu trug seine offene und warmherzige Art ebenso bei wie seine hohe theologische Kompetenz.  Wolfgang Große wurde am 23. April 1928 geboren. Am kommenden Montag vor 15 Jahren – am 15. Februar 2001 – starb er in Essen und wurde auf dem Kapitelsfriedhof im Kreuzgang der Domkirche beigesetzt.

"Die Wahrheit in Liebe tun" - diesem seinem Bischofswahlspruch fühlte sich Wolfgang Große besonders verpflichtet. Den Menschen das Evangelium zu verkünden, hieß für ihn, ihnen die Wahrheit zu sagen, selbst wenn sie unbequem ist. "Wie können wir möglichst nahe an die Wirklichkeit und an die Wahrheit herankommen?" - eine Frage, die ihn immer wieder umtrieb. Gerade darum waren für den Sohn einer Dortmunder Lehrerfamilie Glaubwürdigkeit und Redlichkeit stets Richtschnur seines Handelns.

Deshalb war er auch ein Freund klarer Begriffe. "Nebelwerfer in der Sprache und begriffliche Unklarheit" waren ihm zutiefst zuwider. Wer bei ihm Rat suchte - und es waren nicht wenige -, wusste das zu schätzen. Doch war ihm auch selbst stets der persönliche Umgang, die Nähe zu den Menschen wichtig. Insbesondere bei seinen zahlreichen „Firmreisen" suchte er immer wieder mit großer Herzlichkeit und getragen von einem tiefen Glauben den Kontakt und das Gespräch mit den Gemeinden „vor Ort". 1952 hatte Große nach seinen Studienjahren in Paderborn und München im Paderborner Dom die Priesterweihe empfangen. Schon während seines Studiums lernte er den Arbeitsalltag der Menschen im Ruhrgebiet kennen. Gemeinsam mit seinem Studienfreund, dem späteren Erzbischof von Paderborn, Dr. Johannes Joachim Degenhardt, hatte er ein Jahr zuvor ein Praktikum unter Tage auf der Schachtanlage Prosper l in Bottrop absolviert.
Erste Erfahrungen in der Gemeindeseelsorge sammelte er - nach einer kurzen Tätigkeit als Krankenhausseelsorger am Marienhospital in Gelsenkirchen - vor allem in Bochumer Pfarrgemeinden.

Mit der Gründung des Bistums Essen 1958 wurde Große Diözesanpriester der neuen Diözese an Rhein und Ruhr. Zwei Jahre später, 1960, holte ihn Bischof Dr. Franz Hengsbach als Bischöflichen Kaplan und Geheimsekretär in seine unmittelbare Nähe. Gemeinsam mit dem ersten Ruhrbischof erlebte Große die verschiedenen Sitzungsperioden des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962 bis 1965, das nach eigenem Bekunden bei ihm "tiefe Spuren hinterließ". Seit dieser Zeit verband ihn auch eine Freundschaft mit Bischof Hubert Luthe, der damals als Sekretär des Kölner Kardinals Joseph Frings am Konzil teilnahm.

Nachdem Wolfgang Große zuvor zum Geistlichen Rat, zum Leiter des Referates für Fragen der kirchlichen Lehre und zum Bischofsvikar für den Ostteil der Diözese ernannt worden war, weihte ihn Bischof Dr. Franz Hengsbach am 8. Dezember 1968 zum zweiten Weihbischof für das Bistum Essen. 1970 übernahm er im Bischöflichen Generalvikariat die Leitung des Dezernats "Glaubenslehre und Gottesdienst", 1980 zudem das Dezernat "Caritas" und den Vorsitz des Caritasverbandes für das Bistum Essen. Eine Aufgabe, die er sich mit besonders großem Engagement widmete. Daneben war er in der Deutschen Bischofskonferenz Mitglied der „Glaubenskommission" und der Kommission „Erziehung und Schule".

Seit 1978 gehörte Große als Residierender Domkapitular dem Domkapitel an der Essener Kathedralkirche an. Als dessen "dienstältestes Mitglied"  wurde er nach dem Tod von Kardinal Franz Hengsbach zum Diözesanadministrator gewählt. Damit oblag ihm bis zur Ernennung des neuen Diözesanbischofs durch den Papst die Verwaltung des Ruhrbistums. Mit großer Umsicht, geradlinig und unverkrampft nahm er während der Sedisvakanz diese schwierige Aufgabe wahr und erwarb sich dabei großen Respekt und allseitige Anerkennung. Mit Rücksicht auf seine Gesundheit bat er Bischof Luthe im August 1994, ihn von seinen Aufgaben im Bischöflichen Generalvikariat zu entpflichten. Der Bischof kam dieser Bitte nur schweren Herzens nach. Der Rat von Weihbischof Wolfgang Große war aber noch für lange Zeit für ihn und für andere unverzichtbar. (ul)

 

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