„Die Menschen fragen: Glaubst du an Gott?“

Im Alltag gibt es immer weniger Unterschiede zwischen evangelischen und katholischen Christen, so ein Ergebnis der Diskussion "Wie die Konfessionen Mentalitäten prägen". Als Gesprächspartner hatte die "Wolfsburg" die "Wort zum Sonntag"-Sprecher Dr. Alfred Buß und Gereon Alter eingeladen.

Unterschiede zwischen Konfessionen werden immer unwichtiger

Gibt es eine evangelische Art zu arbeiten? Oder eine katholische, die Freizeit zu genießen? „Wie die Konfessionen Mentalitäten prägen“, wollte Moderator Jens Oboth am Mittwochabend in der Katholischen Akademie „Die Wolfsburg“ in Mülheim diskutieren. Als Gesprächspartner hatte er die beiden bekannten „Wort zum Sonntag“-Sprecher Dr. Alfred Buß (evangelisch) und Gereon Alter (katholisch) eingeladen. Schnell wurde an diesem Abend deutlich: Im Alltag öffentlich sichtbare Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten scheint es zumindest an Rhein und Ruhr kaum noch zu geben. Zwar gebe es zweifellos Unterschiede in der Art zu beten und Gottesdienst zu feiern oder im Kirchenverständnis. „Aber im realen Leben hat sich das angenähert“, sagte der Essener Pfarrer Alter bei der Veranstaltung, zu der die „Wolfsburg“ gemeinsam mit dem Gladbecker „Martin Luther Forum Ruhr“ eingeladen hatte. „Die Menschen fragen immer weniger nach der Konfession, sondern sie fragen: Glaubst du an Gott?“, ergänzte der westfälische Altpräses Buß.

„Wort zum Sonntag“ ohne Hinweis auf Konfession

Bei Fernseh- und Radio-Andachten etwa sei die konfessionelle Frage „völlig unwichtig“, sagte Buß – deshalb werde beim „Wort zum Sonntag“ grundsätzlich auf entsprechende Hinweise verzichtet. Mit durchaus kuriosen Folgen, berichtete Alter: Zu seinem jüngsten Beitrag am Abend des „Eurovision Song Contest“ habe er eine kritische Zuschrift erhalten, die der Zuschauer gleich mit Durchschlag an Alters vermeintlichen Dienstherrn bei der Evangelischen Kirche geschickt habe.

„Pastoraler Singsang“ bei Verkündigungssendungen

Dennoch seien gerade die sogenannten Verkündigungssendungen Beispiele für die Unterschiede, die es zumindest im innerkirchlichen Bereichen zwischen den Glaubensgemeinschaften gebe, waren sich die Diskussionspartner einig. Er habe „eine hohe Trefferquote“, wenn er bei den Sprechern erraten soll, ob sie evangelisch oder katholisch seien, sagte Alter. Buß sprach von einem „pastoralen Singsang“, den viele katholische Sprecherinnen und Sprecher an den Tag legten – und Alter mochte ihm nicht grundsätzlich widersprechen: „Das Verkündigungswort braucht eine klare Sprache, die die Leute erreicht“, so Alter. Gerade katholische Seelsorger verwechselten dies aber gelegentlich mit der liturgischen Sprache für Gebete und Bibeltexte.

„Grundwasserspiegel für beide Kirchen sinkt“

Beide Partner auf dem Podium äußerten wenig Hoffnung auf grundlegende, weltkirchliche Änderungen in den Beziehungen zwischen Katholiken und Protestanten und warben stattdessen dafür, in den Gemeinden vor Ort so viel Ökumene zu praktizieren, wie möglich. „Der Grundwasserspiegel für beide Kirchen sinkt, da sollten wir uns nicht in symbolischen Kämpfen verstricken“, brachte es Buß auf den Punkt. (tr)

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