Die Geschichte des Findelkindes Elisabeth Schuir

Es geschah am 9. April 1945, nur vier Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Die ersten alliierten Truppenverbände hatten das Ruhrgebiet erreicht und bereits Teile Essens erobert. Eine Gruppe von rund 3.000 Zwangsarbeitern hatte sich deshalb am Morgen dieses Tages zu Fuß in den Essener Süden aufgemacht. Möglicherweise wollten sie vom Bahnhof Werden aus mit dem Zug die Stadt verlassen. Ihr Ziel sollten sie jedoch nicht erreichen.

Kurz bevor die Gruppe den Schuirweg erreicht hatte, entdeckte sie  – so schildern es Zeitzeugen – amerikanische Jagdbomber. Die Piloten schienen die Menschen zunächst nur beobachten zu wollen. Doch wenig später eröffneten sie mit ihren Maschinengewehren das Feuer. Über 40 Menschen wurden bei diesem Angriff getötet, viele weitere verletzt.

In Erinnerung geblieben ist ein kleines Wunder: Bei der Suche nach Überlebenden fanden die Retter hinter einer Hecke eine tote Frau. Als sie die Leiche bergen wollen, entdecken sie ein erst wenige Monate altes Mädchen.  Seine Mutter hatte es mit ihrem Körper geschützt, so dass es unverletzt geblieben war. Die Helfer übergaben das Kind den Elisabeth-Schwestern in Schuir, die sich auch an der Bergung der Toten und der Erstversorgung der Verletzten beteiligt hatten. Von ihnen erhielt das Mädchen den Namen Elisabeth Schuir. Das Kind wurde anschließend dem Kinderheim auf Schloss Schellenberg übergeben, wo es später von Pflegeeltern adoptiert wurde und auch einen neuen Vornamen erhielt.

2005 meldete sich  beim Werdener Bürger- und Heimatverein eine Frau, die angab Elisabeth Schuir zu sein, inzwischen aber einen anderen Namen trage. Nach wie vor lebe sie in Essen, berichtete sie. Mehr über sich verraten wollte die Frau aber nicht.(ul)
 

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