Bischof Overbeck zur Papstreise: "So muss die Kirche sein!"

Als Gewinn für die Kirche bezeichnet Bischof Franz-Josef Overbeck die Reise des Papstes durch Ecuador, Bolivien und Paraguay. Der Papst sei durch und durch als Seelsorger aufgetreten, so der Adveniat-Bischof im Interview mit dem domradio.

domradio.de: Die internationale Presse überschlägt sich mit dem Lob für den Papst. Worin sehen Sie denn sein Erfolgsrezept?
Bischof Franz-Josef Overbeck (Vorsitzender des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat): Papst Franziskus weiß, dass man den Menschen als Seelsorger nah sein muss. Das wird überall deutlich, wo er auftritt und er hat das auch in vielen Themen in einer Mischung zwischen kirchlichem Auftrag und politischer Zielrichtung deutlich gemacht. Das haben viele Leute auch sehr bewusst wahrgenommen. Das macht seine Wirkung aus. Die drei von ihm besuchten Länder, Ecuador, Bolivien und Paraguay sind aufgrund ihrer extremen Herausforderungen und Probleme ein gutes Beispiel um klar zu machen, um was es dem Papst geht.

domradio.de: Gerade in Bolivien steht der indigene Präsident Evo Morales der Kirche eher skeptisch gegenüber. Er betrachtet die Katholiken als Überbleibsel der spanischen Kolonialzeit. Konnte Franziskus ihn zu mehr Kooperation bewegen?
Bischof Overbeck: Papst Franziskus hat sehr deutlich gemacht, dass es ihm vor allem um die Armen geht und darum, dass man für politische Zustände sorgen muss, die ihnen helfen und gleichzeitig der Gerechtigkeit genügend Raum gibt. Das ist auch in diesen Begegnungen sehr deutlich geworden. Dass der Präsident eine Form von Hammer und Sichel mit einem gekreuzigten Jesus darauf dem Papst schenkt, macht ja noch einmal die Spannung deutlich, in dem der ganze Besuch stattgefunden hat. Der Papst hat darauf Gott sei Dank nicht reagiert, aber klar gemacht, dass es ihm um eine Botschaft des Evangeliums geht. Von daher gesehen, ist das kritische Potential, das der Papst aufgrund des Glaubens angesprochen hat, auch für die Gesellschaft in Bolivien sehr heilsam, dass er das in einer großen Nähe zu den Armen tut, ist etwas dem der Präsident nur zustimmen kann, das ist ein wirklicher Gewinn für die Kirche.

domradio.de: Was war in Ihren Augen der stärkste Auftritt des Papstes?
Bischof Overbeck: Es gibt viele Bilder, die deutlich machen, worum es ihm geht. Ich fand einen der stärksten Auftritte einen Zusammenfall der Vorbereitungen mit seiner Person in Paraguay. Da ging es um einen aus Mais gestalteten Altar - ein wunderbarer Hinweis auf die Guarani, ein indigenes Volk, das dort seit langer Zeit unter extrem schwierigen Bedingungen lebt und auch verfolgt wird. Das sind Bilder und Symbole, die sprechen vor allen Dingen für die Menschen vor Ort für die er da war.

domradio.de: Ist er für Sie als Adveniat-Bischof ein Vorbild?
Bischof Overbeck: Als der Papst in Paraguay in den Favelas Barrios, in den Elendsvierteln war und ich vor meinem eigenen geistigen Auge viele meiner Besuche reflektierte, dachte ich: So muss die Kirche sein! Mitten bei den Menschen, mitten auch da, wo jede Hilfe scheinbar keinen Erfolg hat und wo die Menschen konkrete Hilfe brauchen durch Menschen, die zu ihnen kommen.

domradio.de: Gucken wir zum Schluss auf das, was der Papst auf dem Flug nach Ecuador gesagt haben soll: Es könnte bald ein Deutschlandbesuch anstehen. Der genaue Termin ist noch offen. Im Raum steht aber der kommende Mai, Anlass wäre der 100. Katholikentag in Leipzig. Was würden Sie davon halten?
Bischof Overbeck: Der Papst muss selber entscheiden, wann er nach Deutschland kommt. Viele von uns Bischöfen wissen noch nichts weiter außer dieser Ankündigung. Der Katholikentag selber ist immer ein Ereignis, das die Kirche in Deutschland sehr betrifft und bewegt. Er ist in einem Teil Deutschlands, das auf eine besondere Weise durch einen Katholizismus geprägt ist, der lange Zeit Diktaturen hinter sich hat. Welche Zeichen der Papst setzen wird, muss er selbst entscheiden. Für uns als Kirche in Deutschland ist das ein wichtiges Ereignis.

Das Interview führte Verena Tröster vom domradio in Köln.

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