Bischof Overbeck: „Die Berührung mit Gott fördern“

Im Bistum Essen an einer Kirche mitzubauen, die auf einem geistlichen Leben fußt, die lebendig, offen, weit, vielgestaltig, bewegend und beweglich ist, dazu ruft Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck die Katholiken des Ruhrbistums in seinem Hirtenwort auf, das am 12. und 13. Januar 2013 in allen Kirchen verlesen wird.

Hirtenwort von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck zum 1. Januar 2013

Eine „lebendige Kirche der überzeugten und überzeugenden Christen“, die „offen, weit, vielgestaltig, beweglich und bewegend ist“, im Bistum Essen zu entwickeln und zu fördern, dazu ruft Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck die Katholiken des Ruhrbistums in seinem Hirtenwort auf, das am 12. und 13. Januar in allen Kirchen verlesen wird.

Seit ihren Anfängen erweise sich die Kirche vor allem dann als lebendig, „wenn Menschen gemeinsam die Nähe zu Gott suchen, mit Leidenschaft und Kreativität ihren Glauben leben, für ihre Werte einstehen und gegen alle Hindernisse entschlossen Zeugnis ablegen von der Lebenskraft, die Gott ihnen schenkt“, so der Bischof.


Die Binnenorientierung aufgeben

Die Zeit der Volkskirche sei vorbei. Die Kirche befände sich in einem Veränderungsprozess, den Viele als Krise wahrnähmen, eine Krise, die zeige, „dass es immer weniger gelingt, viele Menschen mit unserer christlichen Botschaft zu erreichen“, schreibt Overbeck. Deshalb werde im Dialogprozess „Zukunft auf katholisch“ engagiert um die Zukunftsfragen der Kirche gerungen und auch gestritten. Doch wie bisher könne es nicht mehr weitergehen. Die Kirche hierzulande erreiche nur noch eine Minderheit. „Viele verstehen unsere Sprache nicht, tun sich schwer mit unseren Formen und erleben unsere Kirche als schwer zugänglich und sperrig“, so der Bischof. Er ruft dazu auf, eine einseitige Binnenorientierung aufzugeben und den Kontakt zu den „vielen oft suchenden und interessierten Menschen“ zu suchen.

Die Existenz der Kirche und die Motivation, Christ zu sein, beruhe allein auf der Erfahrung, „von Gott berührt zu sein“. Diese Erfahrung sei die Grundlage allen christlichen und kirchlichen Lebens. Bei allen Gesprächen, Auseinandersetzungen und das Ringen um den zukünftigen Weg müsse es um die „Förderung der Berührung mit Gott“ gehen. Diese Berührung sei das Fundament allen christlichen und kirchlichen Lebens. Deshalb müsse gefragt werden, ob die Strukturen der Kirche „tatsächlich zu Glaubenserfahrungen verhelfen, die die Berührung mit Gott in Jesus Christus“ ermöglichten. „Ich habe den Eindruck, dass für nicht wenige Menschen in unserem Land unsere Kirche mit ihren Strukturen eher ein Hindernis auf dem Weg zu Gott ist“, so Overbeck.


Der Glaube ist eine Lebenskraft

Die „Heilige Schrift“, die Tradition der Kirche und der gelebte Glaube seien ein großer Schatz, der helfe, Menschen mit Gott in Berührung zu bringen. Die Kirche habe eine Fülle an Werten, Orientierung und Lebenshilfen, mit denen Menschen die Herausforderungen des Lebens gut bewältigen könnten. „Der Glaube ist eine Lebenskraft, die es ermöglicht, sich dem Leben und der Welt zu stellen, anstatt Illusionen nachzujagen oder in Resignation zu verfallen“, betont der Bischof. Deshalb habe das geistliche Leben absoluten Vorrang, „weil es uns alle existenziell betrifft“.


Ein lebendiges Christentum besitze für viele Menschen eine große Aktualität und Attraktivität und sei für die Zukunft der Gesellschaft von hoher Bedeutung. Deshalb müsse die Kirche geistlicher werden. Notwendig seien eine der Welt zugewandte „wache Zeitgenossenschaft“, Eigen- und Mitverantwortung für den Glauben von überzeugten und überzeugenden Christen sowie eine „Offenheit und Weite“, in der eine missionarische Kirche sichtbar werde. Es genüge nicht, sich nur um sich selbst zu kümmern, sondern auch „die vielen Getauften, die distanziert und in vorsichtiger Sympathie mit der Kirche verbunden sind“, mit einzubeziehen, ebenso die vielen Menschen, die auf der Suche nach Sinn und Orientierung sowie offen für religiöse Antworten seien. 
 
„Ich wünsche mir eine Kirche, in der die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Menschen als Bereicherung verstanden wird“, unterstreicht Bischof Overbeck. Schließlich sei die Kirche sei kein starres Gebilde von Menschen, sondern sie habe eine Vielfalt, die aber „die Verbundenheit in der Einheit“ nicht ausschließe. Christlicher Glaube brauche unterschiedliche Ausdrucksformen und Orte.  „Wir werden deshalb auch nicht an alten Orten festhalten, die keine Zukunft mehr haben“, betonte Overbeck. Es gehe darum, „ganz neue Formen der Vergemeinschaftung und des kirchlichen Lebens“ zu entwickeln, um diejenigen zu erreichen, die in den gewohnten Formen keinen Platz fänden. (do)

Hirtenwort von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck (Wortlaut) 

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