Als Christen eine heiße Spur legen

Mit der Erhebung des Ludgerusschreines in einem ökumenischen Gottesdienst in der Basilika St. Ludgerus in Essen-Werden ist die Festwoche anlässlich des 1200. Todestages des heiligen Ludgerus eröffnet worden.

Ökumenischer Gottesdienst eröffnete Ludgerus-Festwoche

Dass seit mehr als 1200 Jahre Menschen an der Ruhr „in der Spur des Glaubens an Jesus Christus“ leben, daran erinnerte der Diözesanadministrator  des Bistums Essen, Weihbischof Franz Vorrath, im ökumenischen Gottesdienst zur Eröffnung der Ludgerus-Festwoche in Essen-Werden. Der heilige Liudger, dessen 1200. Todestages in diesem Jahr gedacht wird, habe als Missionar der Friesen und Sachsen, als Gründer des Klosters Werden und erster Bischof von Münster „Spuren in unserem Land hinterlassen“, die bis heute erkennbar seien. Mit Blick auf das kommende Jahr der Kulturhauptstadt Ruhr.2010 ist es nach Ansicht von Vorrath wertvoll, „die kulturellen Grundlagen wieder neu in den Blick zu nehmen, die Liudger durch sein Wirken geschaffen hat“.

Liudger sei es „um die Spuren Gottes, um das Evangelium von Jesus Christus gegangen“, betonte Alfred Buß, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, in der Predigt. Der Missionar sei in seinem Verständnis des Menschen als Individuum seiner Zeit weit voraus gewesen. „Er begriff den Menschen als Gottes Partner und nahm den Einzelnen in die Glaubensverantwortung“, sagte Buß. Während die Germanen nur das Recht des Stärkeren gekannt hätten, habe Liudger einen „barmherzigen Gott“ verkündet und sei für die Schwachen und Kranken eingetreten. Gerade in Zeiten der Finanz- und Wirtschaftskrise, in der wieder vermehrt das Recht des Stärkeren gelte, sei es nötig, sich wieder als Christen zu besinnen. „Es wird Zeit, dass wir eine heiße Spur legen“, so der Präses.

Liudger sei es in seinem Wirken für Gott „um die Einheit in Christus“ gegangen. Buß wies darauf hin, „dass die unsichtbare Kirche Jesu Christi mehr umfasst als die Summe der Konfessionen“. Die wechselseitige Taufanerkennung, die 2007 in Magdeburg unterzeichnet wurde, sei ein erster Schritt auf dem gemeinsamen Weg, der nun mit Leben gefüllt werden müsse. Dabei brachte der evangelische Präses auch die Hoffung auf eine „Gemeinschaft in der Feier der Eucharistie“ zum Ausdruck.

Den Festtag zum Anlass zu nehmen, „neu über unsere christlichen Wurzeln und unsere europäische Identität nachzudenken“, dazu forderte Professor Dr. Hans-Gert Pöttering, ehemaliger Präsident des Europäischen Parlaments, auf. In seinem Festvortrag in der Aula der Folkwang-Hochschule würdigte er  Liudger als einen Heiligen, der eine „Spur im Sand der Geschichte hinterlassen hat, wie es nur die Größten vermochten, die das Abendland schufen. Bezüglich des interkulturellen und interreligiösen Dialoges in Europa und in der Welt mahnte er „wechselseitige Toleranz und gegenseitigen Respekt vor der Religion und den moralischen Überzeugungen des jeweils anderen“ an. „Wir sollten diesen Dialog mit innerer Klarheit und Geradlinigkeit führen. Wir müssen überzeugt sein von dem, wofür wir ein treten, und wir müssen überzeugen können durch unser Beispiel und unsere Argumente“, betonte Pöttering. Jede Gesellschaft brauche einen Wertekompass. Ohne diesen werde sie Schwierigkeiten mit der Globalisierung und mit sich selbst haben.

Mit Blick auf die Kulturhauptstadt Ruhr.2010 sei das Gedenken an den Todestag des heiligen Liudger ein Teil dessen, „warum wir Essen und die Region als Kulturhauptstadt Europas feiern“, sagte Pöttering beim Festakt, an dem auch der Essener Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Reiniger, der Minister für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Lutz Lienenkämper, und Dr. h.c. Fritz Pleitgen, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ruhr.2010 GmbH, teilnahmen. Nach Ansicht von Pöttering ist das Bild von Essen und des Ruhrgebietes erst dann vollständig, „wenn es die Kraft, Weite und Wirkung des heiligen Liudger einbezieht“. (do)

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