4000 "Engel" krempeln im Ruhrbistum die Ärmel hoch

"Uns schickt der Himmel." - Das wollen noch bis Sonntagnachmittag rund 4000 Kinder und Jugendliche aus dem Bistum Essen bei der Sozialaktion des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend unter Beweis stellen.

Sozialaktion des BDKJ im Bistum Essen gestartet

Tränen schießen ihr in die Augen. Sie bringt kein Wort über die Lippen. Überwältigende Gefühle der Rührung und Dankbarkeit. Beate Kreuselberg braucht einige Zeit, um die Fassung wiederzugewinnen. „Dass es das heute noch gibt. Ich kann meine Gefühle gar nicht beschreiben“, gesteht sie und sucht nach einem Taschentuch.  Dass der „Himmel“ ihr „Engel“ in das Haus an der Barbarastraße in Mülheim-Dümpten  geschickt hat, übersteigt ihre Vorstellungskraft.

In dem ehemaligen Schwesternheim kümmert sich die Familie Kreuselberg schon seit Jahrzehnten um Nichtsesshafte und Alkoholabhängige. „Es sind Menschen, die keiner mehr haben will“, sagt Tochter Beate, die nach dem Tod ihrer Mutter die Leitung des „Betreuten Wohnens“ übernommen hat. Und sie managt das alles alleine. Ihr 77-jähriger Vater unterstützt sie dabei, soweit er das noch kann. Der ehemalige Sozialbetreuer und Ehrenbürger der Stadt Mülheim hat dieses soziale Engagement zur Lebensaufgabe der  Familie gemacht. 10 ältere und jüngere hilfebedürftige Menschen, die ein geborgenes Zuhause gar nicht mehr kennen, finden bei den Kreuselbergs Annahme und Betreuung. Das Budget ist klein, sehr klein. Es wird kostendeckend gewirtschaftet. Bei einem Tagessatz von 28 Euro muss Beate Kreuselberg aber jeden Cent dreimal umdrehen. Und in dem alten, 1904 erbauten Haus ist immer etwas zu reparieren. Für großartige Renovierungen bleibt nichts in der Kasse übrig.

Doch jetzt ist für Beate Kreuselberg Hilfe „vom Himmel gefallen“. Jugendliche aus dem „Springenden Punkt St. Barbara“, dem Jugendheim der Gemeinde, haben das Haus vom Keller bis zum Dach erobert, und packen an.
Im Garten werden Garage und Bäume von Efeu befreit, wird ein Beet angelegt. Auch eine Maler-, Tischler- und Sanitärfirma hat die Gemeindejugend mit ins Boot geholt. Da wird die Hausfront gespachtelt, grundiert und neu gestrichen. Auch der Hausflur und einzelne Räume erhalten einen frischen Anstrich. Der Eingangsbereich erhält ein neues Geländer. Der Keller wird ausgemistet und der Sperrmüll entsorgt. „Das ist unfassbar“, wiederholt Beate Kreuselberg immer wieder.

„Es macht Spaß, hier zu helfen und anzupacken“, erzählt Sebastian Herbrand von den Pfadfindern. In St. Barbara junge Leute für die 72-Stunden-Aktion des BDKJ zu motivieren, sei nicht schwierig gewesen. Und die Truppe kann sich sehen lassen: es sind rund 70 Helferinnen und Helfer, Messdiener genauso wie Firmlinge und Pfadfinder. Am Sonntag wird das alte Haus unweit der St. Barbara-Kirche in Dümpten nicht mehr wiederzuerkennen sein.


Malteser-Jugend macht Klanggarten wieder zu einer Oase

Ortswechsel. Auch im Klanggarten“ der Jugendbildungsstätte St. Altfrid in Essen-Kettwig wird ordentlich in die Hände gespuckt. Hier ist die Malteser- Jugend aus St. Markus, Essen-Bredeney, dabei, den lauschigen Garten wieder in eine grüne Idylle zu verwandeln. Mit Spaten, Schaufeln Spitzhacken, Astscheren, Äxten, Harken und anderen Geräten bringen sie Ordnung in das üppig wuchernde Grün.  „Der Garten hat es nötig, mal gründlich bearbeitet zu werden“, gibt Rektor Klaus Pfeffer, Leiter der Jugendbildungsstätte und Diözesanjugendseelsorger im Ruhrbistum, offen zu. Der „Klanggarten“, der als Jahreszeiten-Garten konzipiert ist, wolle mit seinen Klanginstrumenten „zur Ruhe, zur Begegnung mit der Natur, mit den eigenen Sinnen und mit Gott einladen“. Der Gebrauch dieses Angebotes habe aber auch bei den Klanginstrumenten unübersehbare Spuren hinterlassen.

Dass der „Klanggarten“ demnächst wieder in seiner ganzen Schönheit für junge Leute zu einem Erlebnis werden kann, dafür legen sich jetzt die Kinder und Jugendlichen aus St. Markus mächtig ins Zeug. Da wird gesägt, geschnitten, gegraben und geschaufelt, Unkraut gejätet und noch vieles mehr. Auch der Weg durch den Garten wird ausgehoben und mit insgesamt 38 Tonnen Kies neu aufgefüllt. Und die Klanginstrumente werden wieder „auf Vordermann gebracht“.

„Das macht richtig Spaß“, erzählen Carola und Mayada, zwei der insgesamt 24 „Malteser-Engel“ . Angst vor der Gartenarbeit kennen die beiden Mädchen nicht: „Das kennen wir von Zuhause.“ Aber eine solche Aktion gemeinsam mit vielen anderen durchzuführen, das ist für beide doch weitaus „cooler“, als im heimischen Garten Unkraut rauszurupfen. Und sie sind stolz, „etwas machen zu können, wovon andere später etwas haben“. Bis Sonntag ist im Garten von St. Altfrid noch eine Menge zu tun. „Aber das bekommen wir hin“, davon sind alle überzeugt, … und schuften sogar in der Pause weiter.

Noch bis Sonntagnachmittag werden sich die rund 4000 Kinder und Jugendliche im Bistum Essen bei der Sozialaktion des BDKJ mächtig ins Zeug legen. Dann werden sie etwa 288.000 Arbeitsstunden ehrenamtlich geleistet haben, das entspricht 12.000 Tagen oder fast 33 Jahren. (do)          

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