Gottes Bauchgefühl

Wer Entscheidungen treffen muss, ob privat oder beruflich, spürt oft: Jetzt ist es wichtig, dass Bauchgefühl mitsprechen zu lassen. Abwägen von Sachargumenten hilft irgendwann nicht mehr weiter, dann gilt es dem inneren Gespür zu trauen, um zu einer guten Entscheidung zu kommen.

Ob Gott auch so ein Bauchgefühl kennt? Der Titel „Barmherzigkeit ist Gottes Bauchgefühl“ einer Zeitschrift legt das nahe. Von diesem Bauchgefühl Gottes ist an diesem Sonntag die Rede. Das Volk Israel wurde von Mose aus der Sklaverei herausgeführt. Kaum in Freiheit, vergisst es, wer ihm Leben und Freiheit garantiert. Ein goldenes Kalb wird zum Götzen, die Beziehung zu Gottes gerät aus dem Blick. Gott droht Verderben an, doch Mose kann Gott noch umstimmen.

Diese Geschichte zeigt mir zweierlei:

Selbst auf dem Weg ins gelobte Land bleibt niemand ohne Schuld. Wir Menschen sind verführbar, neigen dazu, Gott zu übersehen und uns mit dem Augenschein zu begnügen. Das selbstgemachte goldene Kalb ist uns wichtiger als alles andere. Und dann vergessen wir schnell, was in Zeiten der Bedrängnis doch so deutlich vor Augen stand.

Und: Gottes Wesen ist es, uns Menschen im Blick zu haben und uns zu begleiten. Gottes Wesen ist es nicht, Verderben zu bringen, sondern barmherzig zu sein. Niemand hat uns diese Wahrheit so deutlich geoffenbart wie Christus selbst. Aber schon das Volk Israel hat sie mit sicheren Bauchgefühl erkannt und uns überliefert.

Kontakt zur Autorin

Abteilungsleiterin — Bischöfliche Beauftragte für die Ausbildung des Pastoralen Personals

Ingelore Engbrocks

Zwölfling 16
45127 Essen