Das Ende – der Anfang

Eine kalendarische Kuriosität allerersten Ranges: Der Karfreitag des Jahres 2016 fällt auf den 25. März!

Dieser Tag – neun Monate vor Weihnachten – ist sonst der Tag, an dem die Christen die „Verkündigung des Herrn“ feiern. Also den Tag, an dem – genau genommen - das irdische Leben des Jesus von Nazareth begann. Mit einer Engelsbotschaft an die Jungfrau Maria in Nazareth. Und mit ihrer Zustimmung.

Ich werde eine solche Zusammenballung der Ereignisse nicht  mehr erleben. In diesem Jahrhundert wird das nicht mehr vorkommen. Da lohnt es sich doch, ein wenig drüber nachzudenken.

Für die frühe Kirche in den ersten Jahrhunderten „nach Christus“ war das eine ausgemachte Sache: Der Anfang und das Ende des irdischen Lebens des Gottessohnes fallen zusammen auf einen Tag, der „erste Karfreitag“ war ein 25. März. Der heilige Augustinus schreibt:

Wir glauben, dass Christus an dem Tag gelitten hat, an dem er gezeugt wurde.

Eine historische Feststellung ist das nicht. Ein Glaube. Wer das glaubt, will zunächst das Besondere an diesem Menschensohn und Gottessohn Jesus von Nazareth unterstreichen. Ähnliches sagte man in der Antike von Königen, Kaisern und Helden. Für mich bedeutet dieses Datum aber mehr. Ich lasse mich daran erinnern: Der Gottessohn ist ganz Mensch geworden. Er kam nicht auf Kurzbesuch, wie in antiken Sagen. Wie ein reicher Onkel. Für eine Art Betriebsprüfung. Oder zur Vereinigung mit einer schönen Menschenfrau.

Ich kann Jesu Leben – das ist eine Gefahr für die Christen in den Kar- und Ostertagen – auch nicht beschränken auf Leiden, Tod und Auferstehung. Nein, das Leben Jesu ist ein ganzes menschliches Leben von Anfang bis Ende. Durch seine Menschwerdung ist der Gottessohn uns nicht mehr fern. Ich kann seine Nähe erfahren. Im ganzen Leben: Mit Höhen und Tiefen, Freuden und Leiden. Von Anfang bis Ende.

Herbert Fendrich

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Bischöflicher Beauftragter für Kirche und Kunst

Dr. Herbert Fendrich

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